Verloren und gefunden

Siegfrieds Geschichte

Bei einem Einbruch wird Siegfrieds Bibel, die ihm sehr viel bedeutet, gestohlen. Die Polizei macht ihm wenig Hoffnung, sie wiederzubekommen. Doch Jesus ist nichts unmöglich.

Anfang der 90er Jahre fuhr ich mit jungen Erwachsenen in Wohnmobilen durch Polen. Da eine Teilnehmerin in Warschau eine Organisation, die Medikamente an arme Leute ausgibt, von Deutschland aus unterstützte, besuchten wir die Einrichtung, die in einem Gebäude einer theologischen Schule untergebracht war. Unsere Wohnmobile parkten wir an einer stark befahrenen mehrspurigen Straße. Als wir nach zwei Stunden wieder zurückkamen, waren zwei Wohnmobile aufgebrochen. Unter anderen kleineren Dingen wurde auch mein Aktenkoffer gestohlen, in dem sich die Unterlagen für die täglichen Bibelarbeiten und meine Konfirmationsbibel befand. An der Bibel hing ich sehr, weil sie mich damals schon fast zwei Jahrzehnte begleitete. Mein Gebet in diesem Moment war, dass ich meine Bibel wieder bekommen wollte.

Jarek, ein Student der evangelische Theologie studierte, hatte einen deutschen Großvater. Er übersetzte zwischen uns und den Mitarbeitern der Medikamentenausgabestelle. Zusammen fuhren wir zur nächsten Polizeistelle. Während wir dort warteten, kam mir ein kleiner Vers aus dem Philemonbrief in den Sinn. „Denn vielleicht war er darum eine Zeit lang von dir getrennt, damit du ihn auf ewig wiederhast“ ( Philemon 15) Ein Japaner, dem ein Leihauto vom Hotelparkplatz gestohlen worden war, kam auch auf die Wache. Er wartete auf den bestellten Dolmetscher, der sein Anliegen vom Englischen ins Polnische übersetzen sollte.

Endlich waren wir an der Reihe, und ich erzählte dem Polizisten, was alles gestohlen worden war. Als er hörte, dass es nur „Papier“ war, das entwendet worden war, schüttelte er den Kopf, und erklärte dann Jarek, meinem Dolmetscher, dass kein Mensch in Polen dies, sollte er es finden auf die Polizeiwache bringen würde. Überdies würde der Vorgang zwar in dieser Station schriftlich aufbewahrt, aber da es damals noch keine elektronische Vernetzung zwischen den allein ca. 50 Polizeistuben in Warschau gab, würde keine andere Dienststelle von unserem Fall erfahren! Es war also so gut wie unmöglich, dass ich wieder zu meiner Bibel kam!

Während er noch erklärte, schellte das Telefon. Während des Telefonats hob er die Augenbrauen, und sagte schließlich, dass der Aktenkoffer und die Bibel gefunden wurden. Wie ging das zu? Die Diebe vermuteten, wie man das aus Krimis kennt, dass in dem Aktenkoffer bestimmt eine Menge Geld ist. So nahmen sie ihn mit und öffneten ihn auf einem Vorplatz eines Museums, das sich nur einige Meter von der Arzneiausgabestelle befand. Als die Hoffnung auf den großen Reichtum ausblieb, warfen sie den Koffer ins Gebüsch. Spielende Kinder entdeckten den Koffer und brachten ihn dann ins Museum. Dort brachte man die deutsche Bibel mit dem ev. theologischen Seminar in Verbindung, welches sich in der Nähe befand. Und die wussten das Jarek und ich auf der Polizeistelle waren. Ich hätte den Polizisten umarmen können, so sehr freute ich mich über die Nachricht. Als wir um ca. 21.00 Uhr die Wache verließen, saß der Japaner immer noch da und wartete auf einen Dolmetscher…

Ich aber hatte mit Jarek einen Boten Gottes erlebt, der das Sprachhindernis überwand. Gott gab mir während des Wartens Trost durch einen „unscheinbaren“ Bibelvers in den Sinn, und schließlich erfüllte er meinen Gebetswunsch, nachdem ich zwischenzeitlich während der Schilderung des Polizisten alle Hoffnung verloren hatte, dass ich meine Konfirmationsbibel wiedersehen würde!

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